Ausstellung

Präsentation der Exponate nach Abschnitt

Sitten Und Bräuche

Die Sitten und Bräuche in einer homogenen Gesellschaft, ob das nun ein kleiner Stamm ist oder aber eine ganze Nation, widerspiegeln den Entwicklungsgrad dieser Menschen.

Die Sitten und Bräuche, wie sie in den ländlichen Gegenden Kretas gepflegt werden, gehören zu den ausgeglichensten, nicht nur in Griechenland sondern im ganzen europäischen Raum.

Darum sind alle Arten von Bräuchen, die im Altertum von einer noch schwachen Gesellschaft eingeführt wurden und in jenen Jahren ein symbolischer Ausdruck für das „Gute“ im Kampf gegen das „Böse“ waren, heute auf Kreta nur selten anzutreffen.

Die Bräuche, die in den Häusern praktiziert wurden wie einen Zauberspruch lösen, das Weihräuchern und viele andere kleine Symbole, um das Gute herbeizubeschwören und das Böse zu verbannen, kommen nur in sehr schwachen Formen vor. Oft wird die Kirche herbeigezogen. Die kretischen Priester schreiten in solchen Fällen mit Vorsicht und Zurückhaltung ein.

Wenn wir das Thema Sitten und Bräuche zusammenfassen, von dem wir nicht viele Beweisstücke haben, kommen wir zur Schlussfolgerung, dass die meisten Bräuche einen festlichen Charakter haben und der Heiterkeit, dem Frohsinn und einer optimistischen Haltung dem Leben gegenüber Ausdruck geben.

 

HERKÖMMLICHE GEGENSTÄNDE UND IHRE FUNKTION

 

Gersten- oder Ährenkörbe

Diese Körbe sind groß und oben weit und werden von den Frauen aus Ähren- oder Gerstenhalmen geflochten. Ebenfalls geflochtene Zierstreifen aus Ähren oder Gerste werden angebracht. Diese Körbe werden ausschlieβlich zum Transport wertvoller Geschenke wie das Ehegut der Braut oder Geschenke an die Kirche oder für die Brautführerinnen etc. benutzt. Dieselben Körbe finden wir bereits auf minoischen Wandmalereien.

Der Kleidona – Pithos

Dieser Brauch wird im Juni gefeiert und betrifft junge Mädchen im heiratsfähigen Alter. Jungen und Mädchen versammeln sich um einen Dorfbrunnen. Die Mädchen ritzen den Namen ihres Geliebten in Früchteschalen, die anschlieβend in ein Pithos geworfen werden. Das Tongefäss wird in den Brunnen hinuntergelassen und bleibt dort die ganze Nacht über im „schweigenden Wasser“ liegen. Am darauf folgenden Tag versammeln sich die jungen Leute wieder um den Brunnen. Die Früchte werden eine nach der anderen aus dem Pithos genommen und die Namen laut vorgelesen. Die vorwitzigsten unter den Jünglingen, die ungefähr ahnen, welches Mädchen ihr Herz an welchen Jungen verloren hat, geben ein Lied zum Besten. Diese Lieder (Mandinades) werden aus dem Stegreif gesungen und reimen sich immer. Sie können ein Liebesgeständnis oder aber auch ironisch sein. Die Namen der Verliebten werden dabei nie genannt. Dieses Fest ist gekennzeichnet von Heiterkeit, witzigen Unterstellungen und Humor.

DER KARNEVAL

Der Karneval wird auf dem sich streng an alte Bräuche haltende Kreta genau so gefeiert wie in allen Ländern, die sich an diese altherkömmliche Sitte des sich Verkleidens halten, was den Menschen die Gelegenheit gibt, für einige Tage die sexuelle Unterdrückung auf übertriebene und ironische Art abzulegen. Alle Dörfer Kretas nehmen an diesem Brauch teil. Die Leute verkleiden sich und statten ihren nichts ahnenden Freunden einen Besuch ab. Die verkleideten Leute sprechen während dem Besuch nicht, damit man sie nicht erkennt, sondern verständigen sich mittels Zeichen, oft auch sexuell, ohne aber die Gastgeber zu beleidigen. Die Gastgeber bewirten die Besucher mit kleinen Häppchen und Süβigkeiten. Dabei fehlt natürlich der Wein nicht. Nebst dem „Hauskarneval“ gibt es natürlich auch Straβenumzüge, die von den Gemeinden organisiert werden. Das ganze Dorf macht mit und nicht selten artet das Ganze in ein nur auf Kreta gesehenes Fest aus, dessen Ursprung bis heute noch nicht geklärt ist. Dann gibt es noch Karnevalssitten und Bräuche, die nur an einem ganz bestimmten Tag abgehalten werden.

Die Glücksbringer

 Der Brauch, dass jemand eine Art von Amulett trägt, das ihn vor dem Bösen schützen sollte, ist weltweit verbreitet.

Dieser Glücksbringer, ob aus Metall oder aber aus Stoff, enthält verschiedene kleine Reliquien oder Segmente heiliger Gegenstände. Es kann aber einfach ein einzelner Gegenstand sein wie z.B. der „Konstantinato“ eine konvexe Münze aus dem Byzanz (11.-13. Jahrhundert) auf dem der Kaiser und die Jungfrau, die ihn krönt, abgebildet sind. Die Leute glaubten, dass der Abgebildete Kaiser Konstantinos war, dessen Frau ihm die Krone auflegte. Es war eben dieses Kaiserpaar, das das Byzanz gründete und sein Volk vor den Feinden beschützte.

DIE KAMMHÜLLEN

Die Frauen stellten aus Karton, farbigen Stoffen und Zierfäden hübsch verzierte Etuis für ihre Kämme und Haarbürsten her, die sie an der Wand aufhängten. Oft wurde ein kleiner Spiegel zur Dekoration aufgeklebt und ein aufgesticktes „Guten Morgen“ vervollständigte das kleine Kunstwerk.

DIE ERINNERUNGSFOTOS

Mit derselben Technik wurden auch Fotorahmen hergestellt, in die man Erinnerungsfotos klebte. Das Thema war meistens dasselbe: der Mann im Militär, ein neuvermähltes Paar, Paare im fortgeschrittenen Alter. Mit zusätzlicher Sorgfalt wurden die Bilderrahmen von im Krieg umgekommenen Menschen verziert. Kinderfotos waren nur selten zu sehen.

DIE NÄH-FERTIGKEIT BEIM VERZIEREN

Frauen mit besonderen Fähigkeiten nähten mit dünnen Fäden und sehr viel Geduld und Ausdauer Kokons, die eigens für diese Arbeit zugeschnitten wurden, auf ein groβes schwarzes oder grünes Samttuch. Mit farbigen Fäden wurden dann verschiedene Pflanzen angebracht, ob als Blumenstrauß, Blumentöpfe mit blühenden Blumen etc. Diese Bilder wurden meist gerahmt und im Wohnzimmer aufgehängt. Sie dienten ausschlieβlich der Verschönerung des Hauses. Sie ersetzten Gemälde, denn auf dem Land kannten die Leute keinen solchen Luxus.